Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen.

Liebe Gemeindeglieder in Zeitlofs, Weißenbach, Heiligkreuz, Eckarts, Detter und Bad Brückenau!

Ich habe die Namen Ihrer Kirchengemeinden in der umgekehrten alphabetischen Reihenfolge genannt, also bei ‚Z‘ angefangen. Vielleicht ist mancher von Ihnen darüber gestolpert. Stolpern kann ja einen guten Effekt haben. Man bleibt stehen und schaut bewusst hin: Wie war das gerade?

Im Monatsspruch für April sehe ich auch ein Stolpern, wenn es da heißt: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.“ (1. Petrus 3,15) Entdecken Sie, wer hier stolpert? Ich meine nicht das Stolpern (oder Stottern), das wir kennen, wenn wir nach unserem Christsein gefragt werden und „Rede und Antwort“ stehen, also über unsere Glaubenshoffnung Auskunft geben sollen. Nein, ich meine das andere Stolpern, das dem Unsrigen vorausgeht. Wenn da Menschen sind, die Christen ansprechen und nach dem Grund ihrer Hoffnung fragen, dann sind diese offensichtlich über etwas gestolpert, das ihnen an den Christen auffiel. Das sind sichtbare Äußerungen des Glaubens, nicht unbedingt große Dinge, sondern Kleinigkeiten wie ein guter Wunsch, eine freundliche Geste oder ein aufmerksames Zuhören. Es sind die kleinen Taten und Zeichen der Liebe, in denen Gott durch uns etwas von seiner Liebe aufleuchten lässt – auch wenn man eine allgemeine Hilfsbereitschaft freilich nicht ohne weiteres von einer christlich motivierten unterscheiden kann. Was das Reden anbelangt, um das es hier besonders geht: Wir können da schon üben, unseren Glauben an Gott durchscheinen zu lassen. Zum Beispiel, indem wir jemandem bewusst ein „gesegnetes“ Wochenende oder eine „behütete Reise“ wünschen. Und warum nicht deutlich aussprechen: „Ich bete für dich“ statt „Ich denke an dich“? Ich glaube, das hat Paulus gemeint, als er einmal sagte: „Eure Rede sei stets freundlich und mit einer Prise Salz gewürzt.“ Schon Freundlichkeit versteht sich heutzutage nicht von selbst. Salz aber steht nach Jesus für das, worin sich seine Nachfolger und Nachfolgerinnen unterscheiden vom üblichen „säkularen“ oder „weltanschaulich neutralen“ Umgang miteinander: „Ihr sei das Salz der Erde.“

Liebe Mitchristen, einen gewissen Mut zur Unterscheidung, zum „anders reden“ brauchen wir also schon. Sonst stolpert keiner. Aber krampfhaft sollte es für uns nicht werden – schließlich geht es um „die Hoffnung, die euch erfüllt“. Wenn wir wirklich erfüllt sind, dann wird sich unser Glaube von innen heraus Ausdruck verschaffen in Wort und Tat. Dann wird die Hoffnung aus uns „heraussprudeln“, die ja ganz stark mit Ostern verbunden ist, mit dem Sieg Gottes über den Tod und mit dem Geschenk des ewigen Lebens in Jesus Christus. Wir Christen leben von dieser Zukunft Gottes her, sozusagen in der umgekehrten Reihenfolge, also bei ‚Z‘ wie ‚Zukunft Gottes‘ angefangen. Darüber wird man gewiss stolpern und nachfragen: Was habt ihr da für eine besondere Hoffnung? Und das ist gut so. Denn durch das Bezeugen unseres Glaubens wird der Glaube weitergegeben – Saat für die Zukunft der Kirche.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Osterzeit! Dekan Till Roth

 

 

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